Vorgestern beim Spazierengehen kam mir ein Verbraucher entgegen. Er raschelte ganz fürchterlich – grschscht grrrscht, ganz zusammengeduckt kam er mit seinem Ausgehhündchen daher.
Die Vöglein sangen und die Wolken zogen in majestätischer Ruhe – aber nicht für ihn, sein Mantel – lärmte.
Wecker sind auch ganz schlimm. Mein Billigwecker in der Küche tut’s nicht mehr. In der Stadt gibt’s einige Läden mit riesigen Uhrenabteilungen, die Wecker da können alles Mögliche, aber das was ich will, können sie nicht. Sie sollen einfach nur dastehen und mir möglichst unkompliziert die Zeit anzeigen und dabei zumindest den Eindruck erwecken, dass sie ein paar Jahre halten. Billig oder teuer, nichts zu finden, ich kam also ohne Wecker nach Hause. Und natürlich ohne Wintermantel.
Es gab nur diese lärmenden Modelle (siehe oben den Verbraucher mit dem Hündchen) oder die Ich-steig-nur-kurz-aus-dem-Auto-und-renn-in-die-Oper-Mäntel.
Ich bin für draußen und für Leerstand… Spazierengehen, frische Luft und kräftig durchatmen. Das geht ganz gut und mein alter Mantel ist auch noch ganz okay.
Wenn ich in den Supermarkt muss, halte ich erst kurz die Luft an und mache einen weiten Bogen um den Stand mit den Brathähnchen. Der Geruch, der davon ausgeht, ist schier unglaublich. Chemie, die einem so scharf in die Nase dringt, dass man eine halbe Stunde danach noch weiß, wo man gewesen ist.
Dann, auf Umwegen die Tür erreicht, begrüßt mich drinnen ein überdimensionales Bausel in Rot-Weiß-Silber. Pralinenschachteln so groß wie Hubschrauber, im Ohr Gedödels.
Mein Weg durch dieses Paradies ist seit Jahren derselbe. Die Anzahl der Artikel, die ich kaufe, schränkt sich immer mehr ein. Es ist seltsam, anscheinend wollen die meisten Verbraucher-Bürger nicht das, was ich will. Ich aber werde den Eindruck nicht los, in einem riesigen Haufen Schrott herumzulaufen. Für mich ist dieses Land eine einzige große Marktlücke. Ehrlich, ich würde so gerne mal ungehindert zuschlagen und fröhlich gedankenlos konsumieren. Es gelingt mir nicht! Seit Jahren versuche ich es immer wieder und meist endet es damit, dass ich nur schnell das kaufe, was ich unbedingt brauche, Briefumschläge zum Beispiel, die sind irgendwie immer noch in Ordnung, und spätestens dann denke ich: Ach, ich geh später noch mal rein und renne an die frische Luft.
Und, den Leuten, die das Fleisch aus diesen Folterschlachtereien essen, kann man es auch ansehen. Sie sehen ein bisschen aus wie der Mann mit dem Hündchen. Irgendwie verschreckt.
Eva Maria Mehrgardt
Leerstand hat für mich was faszinierendes: nämlich Anregendes ! ich kann mir sofor unglaublich viel für einen leerstehenden Ort vorstellen ! das macht Spaß !! wenn sich dann vor einem solchen Ort mehrere Menschen treffen und ihre Ideen austauschen, entsteht ein kreativer Ort !
irgendwann dann kann/soll/darf dann auch was geschehen: der Leerstand wird zu einem anderen Ort……..